COVID-19 & E-Commerce: Wie verändern sich Shoppingtrends?

Mit der Ausbreitung des Coronaviruses muss sich die Welt an eine neue Realität gewöhnen. Obwohl es jetzt noch zu früh ist die Konsequenzen für Unternehmen und Einzelhändler vorherzusagen ist jedoch gewiss, dass sich diese an die veränderten Umstände anpassen müssen. Um zu verstehen, wie sich das Verbraucherverhalten aufgrund von COVID-19 im E-Commerce verändert beobachten wir unsere Daten sehr genau.
Nur noch das Nötigste
Da Kunden Ladenlokale meiden und immer mehr Händler ihre Türen schließen müssen sinkt der Umsatz in diesem Bereich erheblich. Auch für Online-Händler könnten schwierige Zeiten bevorstehen. Immer mehr Kunden kaufen vermehrt online ein, beschränken sich dabei jedoch auf das Nötigste und verzichten auf Produkte, die nicht unbedingt brauchen. In dem Bestreben Kunden in ihre Onlineshops zu locken, bieten manche Händler großzügige Rabatte, wie kostenlose Lieferung und Rückgabe der Waren. Trotz dieser Angebote sind die Kunden sehr zurückhaltend. Unsere Daten zeigen, dass Online Verkäufe in der Modeindustrie seit Monatsbeginn um 15% abgenommen haben. In der Luxus Modeindustrie fielen die Verkäufe um ganze 40%.
Diese Verluste sind jedoch nichts im Vergleich zu den Einbußen, welche die Reise- und Ticketing Industrie seit Beginn der Pandemie verbuchen. Mit der Grenzschließung einiger Länder erlebte die Reiseindustrie wiederum eine kleine Renaissance, da viele Reisende noch auf den letzten Drücker versuchten zurück nach Hause zu gelangen. Darauf lässt sich zurückführen, dass der Anteil an Lastminute-Bestellungen im März diesen Jahres im Vergleich zum März des Vorjahres um 200% anstieg. Um diejenigen zu beherbergen, die einem Reiseverbot unterlagen öffneten wiederum Hotels ihre Türen. Daher zeigen unsere Daten, dass der Anteil an Hotelreservierungen in der zweiten Märzwoche im Vergleich zur ersten Märzwoche um 10% anstieg.
Einige Unternehmen profitieren jedoch von der momentanen Situation. Riskifieds Daten nach ist in der Lebensmittelbranche ein Anstieg von 66% bei der Anzahl von Bestellungen festzustellen und ein 75%iger Anstieg des Gesamtumsatzes. Menschen allerorts stellen sicher, dass sie genug Lebensmittel für sich sowie genug Futter für ihre vierbeinigen Freunde auf Vorrat haben. Aufgrund dessen konnten wir ebenfalls einen Anstieg beim Verkauf von Tierfutter- und Zubehör ausmachen. Dieser Anstieg ist verständlich, da sich ängstliche Verbraucher in diesen ungewissen Zeiten Vorräte zulegen. Dazu zählen auch Gebrauchsgegenstände, wie Bürobedarf, Sportequipment sowie Kinderspielzeug, welche seit der ersten Märzwoche einen Anstieg an Bestellungen von 101% ausmachten. Dies ist ebenfalls nachvollziehbar, da Schulen und Sportstudios in vielen Ländern geschlossen sind und sich die Mehrheit aller Angestellten schon seit längerem im Home-Office befindet.
COVID-19 & E-Commerce: Geografische Unterschiede
Diese positiven Veränderungen gelten jedoch nicht für jede Industrie und damit auch nicht für jedes Land gleichermaßen. In Deutschland haben zum Beispiel schon seit Tagen alle Ladengeschäfte geschlossen, die keine Lebenswichtigen Produkte verkaufen. Online können Verbraucher jedoch weiterhin rund um die Uhr einkaufen was das Herz begehrt. Jedoch in ungewissen Zeiten wie diesen, in denen viele Arbeitnehmer um ihre Zukunft fürchten ist das leichter gesagt als getan. Einer Umfrage des Händlerbunds vom März 2020 im Zuge derer 412 Online-Händler befragt wurden ergab, dass 70% bereits einen negativen Einfluss aufgrund von COVID-19 auf ihr Online-Geschäft feststellten. 55% erwarten, dass ihr Geschäft stark negativ beeinflusst wird, 45% der befragten Händler gehen davon aus, dass sich ihre Einnahmen verringern werden, ganze 12% verringerten ihr Produktangebot und nur 11% gingen von ansteigenden Verkäufen aus. In Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Japan nimmt daher das Verbrauchervertrauen weiterhin kontinuierlich ab.
Unsere Daten zeigen jedoch, dass Bestellungen in Nordamerika seit März um 26% angestiegen sind. Dieser Anstieg lässt sich höchstwahrscheinlich mit Hamsterkäufen in Verbindung bringen. Frankreich und Großbritannien verzeichneten hingegen von Februar bis Mitte März einen Rückgang von über 30%. In China sieht die Situation hingegen etwas rosiger aus. Tatsächlich scheinen die Online-Verkäufe in China mit dem Rückgang des Virus wieder zu steigen. Am 8. März konnten wir eine Zunahme von Verkäufen ausmachen, als China keine neuen Fälle außerhalb des Epizentrums, der Provinz Hubei, meldete. Verkäufe stiegen im Vergleich zum Vortag um 813% an und steigen seitdem stetig weiter. Obwohl der Rest der Welt noch nicht soweit ist, bietet China einen Hoffnungsschimmer. Wenn die Auswirkungen der Pandemie nachlassen und die Verbraucher glauben, dass das Schlimmste hinter ihnen liegt werden auch die Verkäufe wieder ansteigen.
Der Anstieg von mobilen Apps
Immer mehr Länder schotten sich ab und verhängen Ausgangssperren, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause und mit ihren Handys. Sie fahren kein Auto, haben keine Meetings oder gehen Freizeitaktivitäten nach, die verlangen das Handy zur Seite zu legen. Während der Verbreitung des Viruses stieg in China die Nutzung von Handys von 6.1 Stunden auf 7.3 Stunden an. Die vermehrte Nutzung von Handys und insbesondere diverse Apps, können als Maßnahme verstanden werden soziale Distanzierung erträglicher zu machen.
In Zeiten von Stress und Ungewissheit nutzen E-Commerce-Marken ihre mobilen Anwendungen, um ein komfortableres Online-Erlebnis zu bieten. Die Ergebnisse lassen sich in Zahlen erfassen. Zudem ließ sich ein Rekord an täglichen Downloads feststellen: insgesamt 98%. Unsere Daten unterstützen diesen Trend: Einkäufe, die mit Hilfe von Apps getätigt werden stiegen vom 1. März bis zum 16. März für die Lebensmittelindustrie um 71% an. Desktop-Bestellungen haben hingegen abgenommen. Im Einzelhandel, wo Web-Bestellungen normalerweise den größten Anteil ausmachen, ging der Umsatz um 15% zurück.
Betrugsversuche über den Desktop haben in einigen Branchen zugenommen. Dies ist jedoch auf einen Rückgang des Bestellvolumens zurückzuführen. Betrug hat wohl nicht zugenommen, jedoch sein Anteil an Desktop-Bestellungen. Interessant ist jedoch anzumerken, dass die Betrugsversuche für mobile Apps kurzfristig zugenommen haben, mittlerweile jedoch wieder abnehmen. Obwohl Bestellungen via einer mobilen App traditionell risikoreicher sind ist diese Veränderung auf die ansteigende Verwendung dieses Kanals unter legitimen Kunden zurückzuführen. Nachdem der Coronavirus überstanden ist wird es interessant sein zu sehen, ob Kunden weiterhin Apps zum Kauf von Lebensmitteln verwenden werden, mit denen sie sich momentan anfreunden.
COVID-19 & E-Commerce: Key-Takeaways
Experten weltweit haben versucht die Auswirkungen von COVID-19 auf den E-Commerce vorherzusagen. Eins ist jedoch klar, das Kundenverhalten wird sich nachhaltig verändern. Konsequenzen lassen sich jedoch noch nicht genau vorhersagen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Auswirkungen vorübergehend sind. Wir hoffen, dass sich unsere Händler diese Daten und Erkenntnisse zu Nutze machen können um auf etwaige Veränderungen in diesen schweren Zeiten bestens vorbereitet zu sein. Für weitere Fragen bitten wir Sie sich an willkommen@riskified.com zu wenden.